„OER im Blick: Fördern – Vernetzen – Fortentwickeln“
Die Auftaktkonferenz fand am 15. und 16. Mai 2024 in Frankfurt am Main statt. Erstmals kamen rund 130 Akteurinnen und Akteure aus allen Bildungsbereichen, ob aus Schul-, Hochschul- oder anderen Kontexten, zusammen und lernten einander an außergewöhnlichen Orten und in inspirierender Atmosphäre kennen. Alle verbindet, dass sie bei der Umsetzung der OER-Strategie tatkräftig unterstützen oder noch unterstützen werden: in der Umsetzung von Projekten, bei der Begutachtung und Auswahl, bei der Öffentlichkeitsarbeit.
Moderation: Inge Michels
15.05.2024 – Abendveranstaltung, EXPERIMINTA in Frankfurt a.M.
A Walk in the Museum
In Kleingruppen hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, das Museum zu erkunden und zwischen den Exponaten Fragen zu OER allgemein im deutschen Bildungswesen und konkret zu ihren persönlichen Aktivitätsfeldern zu beantworten.
Abendessen und offener Ausklang
Bei einem gemeinsamen Abendessen und dem drauf folgenden offenen Ausklang standen Kennenlernen und Netzwerken im Vordergrund. Hierfür standen weiterhin alle Türen im Museum offen.
16.06.2024 – Konferenztag, Villa Montez in Frankfurt a.M.
Podiumsdiskussion „Vielfältige Bildungslandschaft – Vielfalt von OER“
Die Podiumsdiskussion zielte auf eine Standortbestimmung mit Blick auf OER in der aktuellen Bildungspraxis : Prof. Dr. Annekatrin Bock, Prof. Dr. Mona Massumi und Jöran Muuß-Merholz diskutierten, welchen Herausforderungen sich OER in der deutschen Bildungslandschaft stellen muss. Die Vertreterin der Schulpraxis, Frau Mirjam Gerull, war leider kurzfristig verhindert, so dass die anderen Diskutierenden diese Perspektive mit übernahmen. Warum sind OER nicht längst entlang der Bildungskette verankert? Welche Hindernisse stehen der Verbreitung im Wege? Und warum, trotz aller Widrigkeiten, sollten wir dennoch weiterhin an OER festhalten?
In der Diskussion wurde eine abwägend-positive Bilanz zur Entwicklung von OER in den vergangenen Jahren gezogen, auch wenn es noch viel zu tun gebe: Es seien durchaus Strukturen entstanden und auch Entwicklungen in die richtige Richtung feststellbar. Gleichzeitig sei verständlich, dass sie, wie alle Entwicklungen im Bildungsbereich, nur langsam voranschreiten. Man müsste das System eher ganz neu denken, weg von Silodenken und hin zu Kooperationen mit allen Bildungsverantwortlichen – neben den Schulträgern auch Personen aus dem nonformalen Bildungsbereich. Auch sollte die Bedeutung von OEP stärker kommuniziert werden: OER in der Breite sei mehr als ein Austauschen von Arbeitsblättern, sondern eine neue Haltung zum Lehren und Lernen. So sei z.B. das Schulsystem in seiner Fixierung auf die individuelle Leistungsüberprüfung noch immer nicht kompatibel mit einer Kultur des Teilens, wie OEP sie vorsehen.
Workshops „Vielfältige Bildungslandschaft – Vielfalt von OER“
Die Themenschwerpunkte der Podiumsdiskussion wurden in den Workshops vertieft.
OER und Kultur des Teilens in der Schule: zwischen Leistungsorientierung und Gemeinschaftssinn
In dem Workshop mit Prof. Dr. Annekatrin Bock stellte sie die Frage, wo Reibungspunkte im Verhältnis von einer Kultur des Teilens und ausgewählten Funktionen von Schule bestehen. Nach ihrer Wahrnehmung ist der Gebrauch von OER zumindest in deutschen Schulen bisher nicht etabliert. Es wurde diskutiert, wie kollaborative Lehr-/Lernszenarien die Kultur des Teilens in Schulen fördern können. Die Teilnehmer dachten über ihre wichtigsten Lernerfahrungen in der Schule nach und sollten sich deren Veränderung mit/durch OER vorstellen.
Die Zielsetzung des Workshops war, den Mehrwert von OER für die Schule gemeinsam mit den Workshopteilnehmenden differenzierter zu betrachten und festzustellen, wo genau die Potenziale und wo die Grenzen liegen.
Zu den Erkenntnissen gehörte, dass die Lehrkräftebildung modernisiert werden müsse, um kollaboratives Arbeiten zu unterstützen und, dass strukturelle Anpassungen und Zusammenarbeit mit Ländern und Schulträgern essentiell seien, um OEP in den Schulalltag zu integrieren.
Zukunftsfähige Bildungsorte der Begegnung
Das BMBF wird in seiner Maßnahmenentwicklung von Gremien beraten, deren Mitglieder im Bildungsbereich verankert sind. Das Impulsgremium hat Bildungsorte als einen Schwerpunkt für künftige Maßnahmen identifiziert und schlägt vor, weitere Fördermaßnahmen auf ihre Verbesserung auszurichten. Die Ideen und Ansätze des Impulsgremiums sind im Workshop diskutiert worden.
OE_COM together: Vernetzung geförderter Projekte der Communityrichtlinie
Das BMBF wird in seiner Maßnahmenentwicklung von Gremien beraten, deren Mitglieder im Bildungsbereich verankert sind. Das Impulsgremium hat Bildungsorte als einen Schwerpunkt für künftige Maßnahmen identifiziert und schlägt vor, weitere Fördermaßnahmen auf ihre Verbesserung auszurichten. Die Ideen und Ansätze des Impulsgremiums sind im Workshop diskutiert worden.
Was motiviert OER-Akteure? Zwischen Pragmatismus und Weltverbesserung.
Jöran Muuß-Merholz hat in diesem Workshop die verschiedenen Motivationen von OER-Akteurinnen und Akteuren zur Beschäftigung mit der Thematik OER beleuchtet.
Nach einer kurzen Inputphase waren die Teilnehmenden aufgerufen, sich zu unterschiedlichen Thesen im Raum zu positionieren, zum Beispiel: „OER und OEP sind für mich Katalysatoren, um eine Kultur des Teilens, eine konstruktive Fehlerkultur und letztlich auch eine neue Lernkultur zu unterstützen.“ Die Teilnehmenden positionierten sich entsprechend ihrer Meinung an drei verschiedenen Tischen mit den Aufstellern „Ich stimme insofern zu, dass…“, „Ich widerspreche insofern, dass …“ und „Ich möchte folgende dritte Position einbringen …“ und diskutierten kontrovers. Dabei bestand die Möglichkeit, auch in andere Rollen zu schlüpfen. Der Workshop lud damit zu einem Perspektivwechsel und einer Reflexion der eigenen Haltung zu OER und OEP ein.
Dabei kristallisierten sich verschiedene Motive heraus, die die OER-Akteurinnen und Akteure in ihrer Arbeit bewegen. Sie reichten von dem Thema „Weltverbesserung“ bis zu konkreten Potentialen von OER.
„KI öffne dich“ – Wie viel Offenheit ist für KI im Bildungsbereich nötig und möglich?
In dem Workshop mit Heike Gleibs wurden zehn Handlungsempfehlungen für offene und gemeinwohlorientierte KI-Technologien im Bildungsbereich diskutiert, die Wikimedia Deutschland e.V. kurz zuvor veröffentlicht hatte. Entwickelt wurden diese Empfehlungen durch das Forum „Offene KI in der Bildung“, das von Wikimedia gemeinsam mit Nele Hirsch, Pädagogin und Bildungswissenschaftlerin, initiiert wurde. Die Handlungsempfehlungen lassen sich in die drei Bereiche „Infrastruktur und Zugang“, „Offene Bildungspraxis“ sowie „Grundrechte im Digitalen“ unterteilen.
Diskutiert wurde insbesondere über den rechtlichen Rahmen potenzieller Datenauswertungen (Infrastruktur und Zugang), Nachhaltigkeitsaspekte bspw. in Bezug auf Server (Offene Bildungspraxis) sowie mögliche Prüfkriterien bei der Nutzung von KI-Anwendungen in der Bildung.
OERinfo und OERcamps stellen sich vor
OERinfo stellte ihre Tätigkeit zur Stärkung und Erweiterung der OER-Community vor und informierte über die OER World Map:
Mit einem interaktiven Quiz konnten im Anschluss alle Teilnehmenden via Smartphone Fragen zum OERcamp beantworten und erhielten so auf spielerische Weise Infos zu den Camps.
A Walk in the Park
Bei Sonnenschein hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit durch den Hafenpark zu spazieren. Hierbei warteten an der Mainpromenade, am Gitter der Sportstätten und den Spielgeräten die Fragen des Vorabends auf alle Interessierten, inklusive der bereits gegebenen Antworten. Eine weitere Gelegenheit für Austausch und Vernetzung.
Zudem konnten die Teilnehmenden in der Creative Corner Postkarten an die Zukunft schreiben, das Key Visual der Maßnahmen kreativ ausgestalten oder sich an den Ständen von MIKA und dem historischen Museum Frankfurt informieren.
Ausblick in die weitere Entwicklung der OER-Strategie
Was sind die nächsten Schritte? Der DLR-Projektträger und das BMBF gaben einen Einblick in kommende Maßnahmen. Ziel ist die Vernetzung vorhandener Lösungen im Bereich der offenen Bildungsinfrastrukturen. Eine solche Vernetzung kann nur gelingen, wenn verschiedene Systeme interoperabel sind, das bedeutet in der Lage sind, miteinander zu kommunizieren, Informationen auszutauschen und untereinander zusammenzuarbeiten. So sind die interoperablen Bildungsinfrastrukturen die notwendige Voraussetzung für bessere Auffindbarkeit von OER und dynamische Erweiterung des OER-Ökosystems.
Mit welchen Maßnahmen kann die Vernetzung vorhandener Bildungsinfrastrukturen gefördert werden? Wir wollen noch dieses Jahr mit den vier folgenden Maßnahmen starten:
1) Demo-Tage,
2) Mapping der offenen Bildungsinfrastrukturen,
3) Hackathon-Reihe, die in einem Software-Sprint münden soll, sowie
4) ein Ideenwettbewerb.
Keynote: Nationales Programm für offene Lernmaterialien – „Lehrbeispiel“ Niederlande?
Keynote Speaker: Dr. Robert Schuwer